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2023 — Marianne Binder-Keller

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Rede im Europarat: Es hilft nur Bildung

Mein Plädoyer im Europarat gegen die gallopierende Geschichtslosigkeit unserer Zeit. 

«Nie wieder», ist ein Selbstverständnis meiner Jugend. In meiner Familie, mit Eltern, die noch den Krieg erlebten, war der Krieg allgegenwärtig. Die Verarbeitung des Wahnsinns des Dritten Reiches mit 80 Millionen Toten weltweit, die Ermordung politischer Gefangener, der Genozid an jüdischen Menschen, die gezielte Vernichtung von sechs Millionen jüdischer Frauen, Männer, Kinder, senkte sich ins kollektive Bewusstsein. Das Entsetzen war allgegenwärtig und fassungslos, las ich, als ich älter wurde, die Protokolle des Nürnberger Prozesses. Aber ebenso fassungslos schaue ich heute auf Europas Strassen und da wird doch tatsächlich geschrien: Tod den Juden. Studierende schreien jüdische Professoren nieder. Jüdische Kinder werden verfolgt von irgendeinem Mob und jüdische Studentinnen und Studenten erleben Feindseligkeiten. Man setzt jüdische Bücher und Schriftsteller auf den Index. In Zürich wurde ein jüdischer Mann auf offener Strasse mit einem Messer angegriffen  und schwer verletzt. Es braucht keine weiteren Aufzählungen. Aber uns allen stellt sich die Frage: Was ist, nicht einmal 80 Jahre nach dem Holocaust passiert? 

Szenenwechsel. Knapp dreissig Jahre lang war Europa geteilt. Als Kind des Kalten Krieges erlebte ich eine Mauer, die mitten durch Europa ging. Auf der einen Seite die Demokratien des Westens und auf der anderen Seite die Sowjetische Diktatur mit der ihr angegliederten Satelitenstaaten, die nach dem Krieg nicht befreit waren, sondern gleich in eine neue Abhängigkeit fielen. Wer in Berlin vom Osten in den Westen flüchten wollte, wurde an der Mauer erschossen. Dann kam der Mauerfall. Und dreissig Jahre später, erleben wir in Europa, welches mit seinen Demokratien eine in der Weltgeschichte einmalige Freiheit erlebt, Strömungen, die einem Autokraten wie Putin huldigen und doch tatsächlich anlässlich des brutalen und völkerrechtswidrigen Überfalls der Ukraine eine Opfer-Täter-Umkehr machen. Die beispielsweise auch den stalinistischen Terror in der Ukraine, den Holodomor vergessen haben. Was ist passiert? 

Ich kann so weitermachen. Beispielsweise mit den Podien, auf denen ich sitze mit Leuten, welche endlich Frieden wollen in Europa, aber ihre Forderung nicht an den Aggressor stellen, sondern an die überfallene Ukraine, dem Angreifer doch zu geben, was er haben wolle. Dann sei dann Frieden. Was für ein Frieden? Wir wissen, wozu Chamberlains Appeasementpolitik geführt hat. Doch auf diesen Podien wird die Geschichte oft komplett ausgeblendet. Sie erleben es auch in x Talkshows, auf den sozialen Medien, in irgendwelchen anderen klandestinen Foren. Fakten werden zur persönlichen Meinung. Propaganda zur Gehirnwäsche. 1984, der berühmte Roman von George Orwell lässt grüssen. Die Geschichte wird täglich angepasst und das Individuum verliert seine Freiheit. 

Und dagegen hilft nur Bildung. Und da danke ich für diesen Report, der die Werte von Rechtsstaat, Demokratie, Menschen-und Grundrechte propagiert und gegen die galloppierende Geschichtslosigkeit unserer Zeiten ankämpft. Bildung ist unser höchstes Gut. Die Erinnerung an unser Geschichte daran bewahrt die Freiheit des Individuums.

 

Link zur Rede im Europarat

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