Die europäische Idee ist eine gemeinsame. Lassen wir uns nicht auseinandertreiben.
In Hanau hat ein Mann zehn Menschen ermordet. Fünf Menschen hat er lebensgefährlich verletzt. Die meisten Opfer haben Migrationshintergrund. Nach Angaben der Behörden ist ihr Alter zwischen 21 und 44 Jahren. Die Motive, so weit bekannt, sind rassistische. In den Bekennerschreiben des Täters im Internet sind Äusserungen zu finden, «dass es seiner Meinung nach nicht ausreiche, gewisse Volksgruppen auszuweisen», da ihre Existenz «an sich ein grundsätzlicher Fehler» sei. Eine Reihe Völker müsse «komplett vernichtet werden», darunter halb Asien, diverse Volksgruppen aus Nordafrika und Israel.
Wir sind entsetzt. Wir trauern. Wir gedenken der Opfer.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier umschrieb den Terror in seiner Rede so, dass er «durch Gewalt und Tod Schrecken verbreite und Angst mache mit dem Ziel, uns auseinander zu treiben». Er bringt es auf den Punkt. Der Terror, der Rassismus, der Irrsinn totalitärer Ideen zerstören eine freie Gesellschaft, um die nach dem 2. Weltkrieg im Westen erfolgreich gekämpft wurde. Die Überzeugung, nach dem Horror des Dritten Reiches und des Holocaust, ein gemeinsames Europa aufzubauen, ist Teil der europäischen Idee, welche gerade auch die EU akzentuierte. Der gemeinsame Wille eines freien Europas, in welchem die verschiedenen Staaten sich nicht mehr bekämpfen und Rassismus keinen Platz hat und der Absicht des «Nie wieder», haben uns eine noch nie dagewesene Friedensphase beschert. Nach dem Mauerfall hat die Europäische Union die von weiteren totalitären Ideen beherrschten Staaten integriert. Ein Kraftakt.
Auch die Schweiz profitiert von diesem gegen totalitäre Ideen aufgebauten Europa. Dafür bin ich dankbar. Nach dem Attentat von Hanau sagte Angela Merkel: «Rassismus und Hass sind Gift.» Sie hat Recht. Geben wir diesem Hass keine Chance. Die europäische Idee ist eine gemeinsame. Lassen wir uns nicht auseinandertreiben. Es wäre nicht europäisch. Und nicht schweizerisch.