Mein Blog aus dem Jahre 2012 ist nicht völlig aktuell, aber grundsätzlich schon…
2 906 Kandidierende haben bisher bei Smartvote teilgenommen, das sind 84%. Es wurden 784 730 Wahlempfehlungen ausgestellt. Bei Smartvote mitzumachen ist fast obligatorisch geworden. Der Politologe Andreas Ladner ist davon überzeugt, dass die Zukunft Smartvote heisst. Smartvote könne unser Wahlverhalten verändern. Doch dafür behüte uns der Gott der Wähler und der zu Wählenden!
Ich habe auch mitgemacht bei Smartvote. Aufgrund eines bestimmten Fragerasters wurde ich in eine politische Landschaft eingepflanzt. Rechts, links, liberal, konservativ. Dann wurde mir ein Profil erstellt in Form einer Spinne mit kurzen oder langen Beinen für mehr oder weniger Law and Order, Sozialstaat, aussenpolitische Öffnung, Umweltpolitik, gesellschaftliche oder wirtschaftliche Liberalisierung.
Doch die Auswahl der Fragen ist willkürlich, ausgerichtet auf die politischen Pole und sie haben eine politische Agenda. Manchmal sind sie ungenau formuliert und die Einteilung auf den Achsen nicht immer nachvollziehbar.
Beispielsweise
habe ich keine Ahnung, weshalb meine liberale Einstellung einen Einbruch erleidet, wenn ich die Heiratsstrafe abschaffen will mittels Vollsplitting. Kommt es denn darauf an, wer in welcher Lebensphase wie viel zum gemeinsamen Einkommen beiträgt?
ist nicht nachvollziehbar, weshalb diejenigen, die mehr Direktzahlungen wollen und diejenigen, welche die Sozialleistungen ausbauen wollen, nicht auf der Schiene «Sozialstaat» zu finden sind. Es sind ja öffentliche Leistungen.
soll man mir einmal jemand erklären, weshalb die Forderung nach einer Landesverteidigung, die ihren Verfassungsauftrag angemessen erfüllt, mich auf die rechte Seite katapultiert? Kann ich etwas dafür, dass die Linke dagegen ist? Letztlich ist das eine staatstragende Position und die hat ganz offensichtlich kein Spinnenbein.
bitte ich um Aufklärung, weshalb ein Engagement, das Polizisten vor Gewalt schützen will, keine Beachtung findet im Gegensatz zu Delikten von häuslicher Gewalt? Ganz offensichtlich hätte man keine Ahnung, wie man ersteres einordnen wollte.
Mich erinnert das Ganze an «Was sind Sie für ein Typ»-Tests in Zeitschriften, wo man im Multiplechoiceverfahren Fragen ausfüllt zu Charaktereigenschaften und sich überraschen lässt, wohin das Abenteuer führt. Doch Smartvote will schliesslich Wissenschaft, nicht Esoterik sein. Und schon gar keine Religion.
Ich würde es deshalb begrüssen, wenn die Verantwortlichen ihre Wahlplattform differenzierter und vor allem transparenter gestalten würden. Oder aber: die Grenzen ihres Vermessungsanspruchs einmal aufzeigen. Zumindest auch das staatsragende Element aufzeigen und nicht einfach ein Gezerre veranstalten zwischen links und rechts. Immerhin siedeln sich 40% der Wählenden im politischen Zentrum an.
Also: mehr Wissenschaft und weniger Hokuspokus.