Seit Wochen stören uns die Einwanderungsplakate und vertreiben die Sommertouristen. Und wenn man meint, es wäre überstanden, wird noch ein Zacken zugelegt mit geschmacklosen Inseraten über Kosovaren. Beispielsweise in einer Sonntagszeitung, welche damit 12006 Franken verdiente, wie unsere Nachfrage bei der Verkaufsabteilung ergab. Der Rechtsdienst hätte den Text geprüft. Weitere Inserate folgen, bis diejenigen Zeitungen, in welchen das Inserat erschien, von denjenigen an den Pranger gestellt wurden, welche es nicht abgedruckt hatten. Jene wiederum entschuldigten sich bei ihren Lesern, was wenigstens eines beweist: ich bin nicht die einzige, die sich ärgert.
Zur Recht orten die Medien in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Missstände und bringen Kritik an. Es ist ihre Aufgabe. Doch ich habe wenig Verständnis, wenn jene, welche überall Verantwortliche suchen und nach Regulierungen rufen, vor der eigenen Tür nicht auch einmal wischen. Wer mit solcher Werbung Geld verdient, trägt Mitverantwortung, wenn sich das politische Klima vergiftet. Und wer hetzerische Schlagzeilen auf die Frontseite seiner Blätter setzt ebenso!
Im Unterschied zur kommerziellen Werbung gibt es in der Schweiz keine Beurteilungsinstanz, welche die Lauterkeit politischer Werbung überprüft. Umso mehr sind die Unternehmen selbst in der Pflicht. Ich schlage vor, dass alle, welche die Hände vor geschmacklosen Inseraten nicht lassen können, freiwillig einen Fond äufnen und auf jeden verdienten Franken eine Art «Entgleisungsabgabe» leisten. Damit wären die happigen Gewinne aus diesen Werbeeinnahmen teilweise gebunden und könnten der geplagten Öffentlichkeit ausbezahlt werden. Im Sinne einer Wiedergutmachung. Mit Vorteil im Giesskannenprinzip.
Für das gute Zusammenleben in diesem Land sind Medien und Politik gemeinsam gefordert. Es ist bedenklich, wenn einem als Vertreterin einer staatstragenden Partei immer wieder nahegelegt wird, dass man halt auch stärker auf die Pauke hauen müsse, wenn man auffallen wolle, die Leser hole man mit extremen Forderungen, ob von links oder rechts, viel besser ab. Mit unserer konstruktiven Politik lägen wir quer in der Landschaft. Doch, und dass es wieder einmal gesagt ist: Diese Politik ist sehr wohl im Trend! Sonst würde sie nicht in über achtzig Prozent aller Volksabstimmungen gut geheissen. Respekt, Pragmatismus und konsensorientiertes Handeln machen die politische Tradition der Schweiz aus. Sie hat zu unserem Erfolgsmodell geführt. Sie zu zerstören heisst am Ast sägen, auf dem wir alle sitzen.